Initiative gegen Identitätsklau
Ziel dieser Web-Seite ist es, über Identitätsklau im Internet
aufzuklären und die Ausbreitung dieser neuen Betrugswelle
einzudämmen -- im Idealfall durch Schaffung eines Gesetzes,
das alle Internet-Anbieter zur Identitätsprüfung verpflichtet.
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Hinweis für Journalisten: Ich habe keine Informationen über aktuelle Fälle von Identitätsklau und bin darum ein denkbar schlechter Ansprechpartner für die Recherche zu aktuellen Artikeln, Radio- und TV-Beiträgen. Bitte kontaktieren Sie mich nicht, wenn Sie auf der Suche nach derart verwertbaren "frischen" Informationen sind. Danke!
Identitätsklau - was ist das?
Schon seit einigen Jahren gibt es im Internet ein neues Phänomen:
den Identitätsklau. Verbrecher durchsuchen das Internet nach
Personenstammdaten (Name, Anschrift, Geburtsdatum etc.), wie sie
sich zum Beispiel häufig in online gestellten Lebensläufen finden
lassen; zumindest den Namen und die korrekte Anschrift muss eh
jeder Anbieter einer Web-Seite angeben: im Impressum.
Mit den so gefundenen Daten erzeugen die Täter dann Zugänge für
Verkaufsplattformen, beispielsweise bei E-bay und auf anderen
Auktionsseiten. Um mit potenziellen Opfern in Kontakt zu treten,
benötigen sie noch eine E-Mail-Adresse, die bei vielen
Anbietern ebenfalls schnell erzeugt ist.
Der neue Account wird nun genutzt, um Waren zum Verkauf anzubieten.
Kommt es zum Kauf, erhält der Käufer meist mangelhafte oder gar
keine Ware -- und wendet sich nach einer kurzen Wartezeit an den
vermeintlichen Verkäufer. Der wundert sich, hat er doch gar nichts
verkauft.
Welche Folgen hat Identitätsklau?
Durch Identitätsklau werden zunächst die Opfer geschädigt, die
Geld für mangelhafte oder ganz ausbleibende Waren bezahlt haben.
Diese wenden sich aber danach an den wahren Inhaber der Identität,
es kommt zu Strafanzeigen und teilweise sogar Hausdurchsuchungen
bei den völlig unbeteiligten Personen. Dazu kommen Zahlungsforderungen
der Plattformbetreiber: Inkassobüros versuchen, Nutzungsgebühren
(etwa für abgewickelte Auktionen) einzutreiben.
Schilderungen der Vorkommnisse von mehreren betroffenen Personen
finden sich hier:
Warum ist Identitätsklau möglich?
Die Nutzung von Internet-Diensten soll möglichst komfortabel sein:
So wie im Netz der Netze alle Informationen schnell erreichbar sind,
soll auch die Anmeldung bei einem Internet-Dienstleister sein --
das ist offenbar der feste Glaubenssatz vieler Unternehmen. Ein
Ebay-Account und auch ein Mail-Account bei einem der vielen
Freemail-Anbieter ist in wenigen Minuten erstellt, eine Überprüfung
der Daten erfolgt dabei nicht.
Was kann man dagegen tun?
Sicherheit gibt es nur, wenn alle Teilnehmer (sowohl Käufer als auch
Verkäufer) von Internet-Plattformen ihre Identität bei der Eröffnung
eines neuen Accounts nachweisen -- ein Bankkonto kann man ja auch
nicht ohne Personalausweis eröffnen.
Die Post bietet für diesen Zweck das einfache Verfahren "PostIdent" [3]
an: Ein Anbieter von Internet-Diensten kann damit die Anschrift eines
neuen Teilnehmers überprüfen, der Post-Mitarbeiter erfasst dazu die
wichtigsten Angaben des Personalausweises. Damit wird auch verhindert,
dass ein PostIdent-Benachrichtigungsbrief vom Täter abgefangen wird,
falls dieser Zugang zum Briefkasten der betroffenen Person hat.
Warum wird dieser Service nicht genutzt?
Die Nutzung des oben beschriebenen Verfahrens ist zeitintensiv, der
neue Account kann nicht sofort verwendet werden, und schließlich
fallen -- vor allem bei großer Nutzerzahl -- auch ganz erhebliche
Kosten an.
Der Verzicht auf eine Überprüfung dürfte also am "Komfort-Faktor" und
an den Kosten liegen.
Komfort vs. Sicherheit
Die Abwägung zwischen Komfort und Sicherheit stellt sich in vielen
Situationen. Ist nur die eigene, persönliche Sicherheit betroffen,
kann man Kompromisse eingehen -- wer aber einen Kundenstamm von
Tausenden bis zu Millionen Benutzern hat, sollte sich gegenüber seinen
Kunden verpflichtet fühlen, diese vor Betrug zu schützen.
Das hat inzwischen auch das Amtsgericht Postdam festgestellt [1,2]
und in einem konkreten Fall Ebay aufgefordert, (falsche) Neuanmeldungen
unter der Identität des Klägers zu unterbinden. Ebay verweigert bisher
entsprechende Änderungen, weil sie zu aufwendig sind und weil die
Internet-Plattform von Ebay USA eingesetzt wird, die solche Mechanismen
nicht kennt...
Was kann ich tun, um mich zu schützen?
Wichtig ist, den Tätern das Sammeln von Daten zu erschweren. Verzichten
Sie darauf, Ihr Geburtsdatum online zu veröffentlichen. Auch auf die
Angabe eines Bankkontos sollten Sie verzichten.
Zu spät: Staatsanwaltschaft ermittelt, Inkassobüro fordert Zahlung
Wenn Sie bereits Opfer von Identitätsklau geworden sind, ist es
nur eine Frage der Zeit, bis Sie
- Post von der Kriminalpolizei oder der Staatsanwaltschaft
- und Rechnungen / Inkassoforderungen für genutzte Internet-Dienste
erhalten. Sie sollten auf solche Schreiben in jedem Fall reagieren
und die Situation aufklären. Es ist auch möglich, dass an mehreren
Stellen gegen Sie ermittelt wird; vernetzen Sie die beteiligten
Organe.
Fordern Sie gegenüber dem Anbieter, dessen Internet-Plattform verwendet
wurde, dass dieser keine Neuanmeldungen unter Ihrem Namen zulässt.
Berufen Sie sich dabei auf das (noch nicht rechtskräftige) Urteil [2].
Sobald Sie Kenntnis vom Missbrauch Ihrer persönlichen Daten erlangen,
sollten Sie Anzeige (gegen unbekannt) erstatten. Damit ist
dokumentiert, dass Sie aktiv zum Verhindern dieser Straftaten
beitragen, und es erhöht Ihre Glaubwürdigkeit. Melden Sie außerdem
dem Betreiber der Internet-Plattform, dass Ihre Identität missbraucht
wird.
Und helfen Sie uns
Schildern Sie uns die Vorkommnisse und bitte erlauben Sie uns, diese
Angaben zu veröffentlichen. Wenn Sie eine eigene Web-Seite mit
solchen Informationen betreiben, nennen Sie uns bitte den Link,
damit wir ihn in unsere Liste aufnehmen können.
Wir möchten mit dieser Web-Seite eine
Plattform schaffen, die Druck auf die Betreiber von Internet-Angeboten
ausübt, für mehr Sicherheit zu sorgen. Vielleicht ist dauerhaft
sogar die Bildung einer Bürgerinitiative oder eines Vereins möglich,
der sich gegenüber den Parlamentariern des deutschen Bundestags für
die Schaffung eines Gesetzes einsetzt, das Identitätsprüfungen
verbindlich vorschreibt.
Hans-Georg Eßer, Februar 2005
Literatur
[1] Heise-Meldung:
Gericht verbietet eBay, Identitätsklau zu dulden.
[2] Urteil des AG Potsdam, AZ 22 C 225/04
[3] Beschreibung des PostIdent-Verfahrens der Deutschen Post
[4] Ausführlichere Informationen zu Identitätsdiebstahl
[5] Hinweise für Opfer betrügerischer Ebay-Auktionen
[6] Heise-Artikel zum Thema
(Die folgenden Links funktionieren nicht mehr)
[7] Plusminus-Beitrag zum Thema (war: http://www.daserste.de/plusminus/beitrag.asp?iid=10)
[8] Mitschnitt eines Sat1-Beitrags zum Thema (war: http://www.xlimited.de/xlimited/Seiten/php/Ebay_Betrug_was_kann_alles_passieren.php
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